13. September 2024
Persönlich bin ich sehr dankbar mit Joseph im letzten Jahr viel wertvolle Zeit in einer gemeinsamen Fortbildung verbracht zu haben und in ihm in den letzten Jahren einen sehr engen Verbündeten in Werten und Haltungen in der Psychotherapie gefunden zu haben. Schön, dass Du hier warst und Vorbild warst für viele, lieber Joseph.
David Roth (Präsident der DFT)
Im Namen des Vorstandes der DFT an dieser Stelle der Nachruf der Universität Oldenburg:
Lehrtherapeut Priv.-Doz. Dr. Joseph Rieforth gestorben
Am 29. August ist PD Dr. Joseph Rieforth im Alter von 65 Jahren gestorben. Über mehrere Jahrzehnte leitete er die Abteilungen für Psychotherapie mit der angeschlossenen Institutsambulanz sowie für Beratung und Konfliktlösung.
PD Dr. Rieforth studierte Psychologie in Münster, Wien und Oldenburg und schloss sein Studium 1982 in Oldenburg mit dem Diplom ab. 1996 promovierte er dort zum Doktor der Philosophie mit einer interdisziplinären Promotion aus den Fächern Psychologie und Pädagogik. Seit 2003 war er Dr. phil. habil Privatdozent an der Fakultät für Erziehungs- und Bildungswissenschaften.
Joseph Rieforth war ein Wegbereiter in der Psychotherapie und initiierte die Entwicklung und jahrzehntelange erfolgreiche Umsetzung berufsbegleitender Kontaktstudienprogramme an der Universität Oldenburg. Er erwarb zahlreiche berufliche Zusatzqualifikationen, darunter die Approbation als Psychologischer Psychotherapeut und als Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut. Als Lehrtherapeut und Lehrsupervisor engagierte er sich in der Ausbildung zukünftiger Psychotherapeut*innen in verschiedenen staatlich anerkannten Verfahren und war Mitglied der Deutschen Fachgesellschaft für tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie (DFT). Zusätzlich war er ein anerkannter Lehrtherapeut und Lehrsupervisor in systemischer Beratung und Therapie sowie Supervision, Coaching und Organisationsentwicklung und Lehrmediator für den Bereich Mediation und Konfliktmanagement.
Sein berufliches Wirken erstreckte sich über mehr als drei Jahrzehnte an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, wo er seit 1986 als wissenschaftlicher Mitarbeiter tätig war. 1990 übernahm Rieforth die wissenschaftliche Leitung der Abteilung für Psycho-Soziale Weiterbildungen und Kontaktstudien im vormaligen Zentrum für Wissenschaftliche Weiterbildung (ZWW), das 2008 im Center für lebenslanges Lernen aufging. Er begründete postgraduale Programme für Supervision, Coaching und Organisationsentwicklung, für Systemische Beratung und Systemtherapie/Familientherapie sowie für Mediation und Konfliktmanagement. Weiterbildungsprogramme konzipierte Rieforth zusammen mit Fachverbänden wie DGSv, DGSF, BAFM und BMWA. Seit 1998 leitete er die von ihm ins Leben gerufenen psychotherapeutischen Ausbildungsstätten und Hochschulambulanzen. Letztere stehen allen gesetzlich Krankenversicherten offen und tragen zur psychotherapeutischen Versorgung für Kinder, Jugendliche und Erwachsene in der Region bei.
Er war seit 2003 Mitglied der Sachverständigenkommission für Psychologische Psychotherapie am Institut für Medizinische und Pharmazeutische Prüfungsfragen in Mainz und wirkte bis zur Verabschiedung des Gesetzes im Jahr 2012 in der Expertenrunde des Bundesministeriums der Justiz zur Mediation in Zivil- und Handelssachen mit. in seiner Funktion des Prüfungsausschussvorsitzenden für Systemische Therapie der Psychotherapeutenkammer Niedersachsen war er an der sozialrechtlichen Anerkennung systemischer Kolleg*innen maßgeblich beteiligt.
Als Gründungs- und Beiratsmitglied der Fachzeitschrift Konfliktdynamik trug er zur Weiterentwicklung der wissenschaftlichen Diskussion in den Bereichen Verhandeln, Vermitteln und Führen in Organisationen bei.
Rieforth Joseph lehrte an renommierten Hochschulen im In- und Ausland, darunter die Fernuniversität Hagen, die Fachhochschule Nordwestschweiz, die Ruhr-Universität Bochum und die Johannes Kepler Universität Linz, sowie an der Tavistock Klinik in London.
Mit dem Tod von PD Dr. Joseph Rieforth verlieren wir einen inspirierenden Kollegen, dessen Leidenschaft für sein Fachgebiet und dessen Engagement für seine Studierenden und Kolleg*innen unvergleichlich war. Seine Vision und sein Wissen werden uns sehr fehlen.
Unser tiefes Mitgefühl gilt seiner Familie, seinen Freund*innen und allen, die das Glück hatten, ihn zu kennen und mit ihm zusammenzuarbeiten.
Sein Andenken wird am C3L – Center für lebenslanges Lernen der Universität Oldenburg weiterleben und uns stets daran erinnern, wie viel ein Einzelner in der Wissenschaft und der Lehre bewegen kann.